Panama Papers Die Geheimnisse des schmutzigen Geldes
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Das Netzwerk – Putin und seine engsten Zirkel

Enge Vertraute des russischen Präsidenten Wladimir Putin haben in den vergangenen Jahren offenbar mehr als zwei Milliarden Dollar durch Briefkastenfirmen geschleust und dabei hohe Millionenbeträge außer Landes geschafft. Das ergibt sich aus Daten und Unterlagen einer panamaischen Kanzlei, die mehr als 200 000 Offshore-Firmen gegründet hat - darunter etliche, die offenbar Freunden Putins gehören. Zu den Schlüsselfiguren in den Dokumenten gehört unter anderem Sergej Roldugin. Er ist ein bekannter Cellist und war 1985 Taufpate von Putins erster Tochter Maria. Er gilt als einer der besten Freunde des Präsidenten und war den Dokumenten zufolge im Zentrum eines Netzwerks aus Briefkastenfirmen.

Der Magnat

Alischer Usmanow

Der kremlnahe Oligarch und Miteigentümer des britischen Fußballclubs FC Arsenal hat in Russland mehrere kritische Zeitungen gekauft und auf Linie der russischen Regierung gebracht. Er taucht in den Panama Papers als Anteilseigner mehrerer Offshore-Firmen auf. Ein von Usmanow beauftragter Anwalt erklärte hierzu, die „wichtigsten operativen Gesellschaften“ seines Klienten seien in Russland registriert. Ausländische Firmen würden „auf sehr begrenzter Basis“ verwendet und „unter strengster Einhaltung“ des Gesetzes. Auch weitere Oligarchen oder deren Verwandte tauchen in den Panama Papers auf, werden aus rechtlichen Gründen hier aber nicht genannt.

Der Sprecher

Dmitrij Peskow

Der Chefkommunikator des Kreml ist einer der engsten Vertrauten Putins. Er gilt als Mann mit Hang zum Luxus.

Tatjana Nawka

Die dritte Ehefrau Peskows war einst professionelle Eiskunstläuferin. In den Panama Papers taucht sie als zumindest zeitweise Eigentümerin einer Briefkastenfirma auf. Auf Anfrage erklärte sie, niemals eine Offshore- Firma besessen zu haben.

Der Medienmann

Michail Lessin

Der studierte Bauingenieur war von 1999 bis 2004 Minister für Medien und anschließend bis 2008 Medienberater von Wladimir Putin. Er war maßgeblich an der Gründung des russischen Propaganda-Senders Russia Today beteiligt, zudem wurde er 2013 Vorstandsvorsitzender der Medienholding Gazprom-Media. In den Panama Papers taucht er als Eigentümer einer auf den Britischen Jungferninseln registrierten Briefkastenfirma namens Gloria Market Ltd. auf. Lessin starb im November 2015 in einem Hotelzimmer in Washington, nach Angaben von US-Behörden durch einen „Schlag auf den Kopf".

Der Ministeriale

Iwan Maljuschin

Maljuschin war von 2003 bis 2014 stellvertretender Leiter der Präsidialverwaltung und damit einer der mächtigsten Beamten im Kreml – ihm werden Verbindungen zum organisierten Verbrechen nachgesagt. In den Panama Papers taucht er als zeitweiser Miteigentümer einer Briefkastenfirma auf.

Der Vize-Premier

Ilja Klebanow

Ilja Klebanow arbeitete in den 90er-Jahren, als Putin in Sankt Petersburg Vize-Bürgermeister war, für eines der wichtigsten Unternehmen der Stadt. Als Wladimir Putin 1999 zum ersten Mal Ministerpräsident wurde, machte er Klebanow zu einem seiner Stellvertreter. Später wurde er Generalgouverneur im Föderationskreis Nordwestrussland, dessen Verwaltungssitz Sankt Petersburg ist.

Die Brüder

Boris und Arkadij Rotenberg

Die beiden Brüder kennen Putin seit Teenagerzeiten. Kritiker mutmaßen, der „wahre Nutznießer“ der Rotenbergschen Holdingfirmen sei Putin selbst. Die Namen von Arkadij und Boris Rotenberg sowie von Arkadij Rotenbergs Sohn Igor tauchen in den Panama Papers im Zusammenhang mit mehreren Briefkastenfirmen auf.

Igor Rotenberg

Sohn von Arkadij Rotenberg

Der Sanktionierte

Gennadij Timtschenko

Der Oligarch ist Mitgründer des Judoclubs Yawara-Newa, dessen Ehrenpräsident Putin ist. Außerdem war er Miteigentümer von Gunvor, einer Firma, in die laut US-Regierung auch Putin investiert haben soll. Er hatte laut den Panama Papers Vollmachten für mehrere Briefkastenfirmen und war Miteigentümer mindestens einer solchen Firma. Eine von Timtschenko beauftragte Anwaltskanzlei erklärte, ihr Klient halte „alle regulatorischen Anforderungen weltweit“ ein.

Der Cellist

Sergej Roldugin

Der Musiker gilt als Putins bester Freund. Er ist zudem Taufpate der ersten Tochter des Präsidenten. Roldugin war den Panama Papers zufolge zeitweise Miteigentümer mindestens dreier Briefkastenfirmen.

Bank-Rossija-Miteigentümer Jurij Kowaltschuk und seinem Sohn gehört ein Teil des Ski-Resorts Igora nahe Sankt Petersburg. Dort heiratete Wladimir Putins Tochter Katerina im Februar 2013 den Sohn von Nikolai Schamalow – es war die Vermählung der Kinder zweier Mitglieder der Datschen-Kooperative Osero. Vor der Hochzeit hatte die Igora-Betreiberfirma Millionen bekommen von einer Firma des Roldugin-Netzwerks, eines von der Bank Rossija gelenkten Geflechts von mehreren Briefkastenfirmen. In dessen Zentrum steht Sergej Roldugin. Auf eine SZ-Anfrage antwortete Roldugin nicht. Kowaltschuk ließ über einen Anwalt mitteilen, sich nicht zu der Sache äußern zu wollen. Nikolai Schamalow und sein Sohn Kirill ließen eine Anfrage unbeantwortet.

Der Ex-Kollege

Walerij Polomartschuk

Polomartschuk kennt Wladimir Putin noch aus der gemeinsamen Zeit beim KGB, Anfang der 90er-Jahre arbeiteten beide für den damaligen Sankt Petersburger Bürgermeister. Später leitete er das Sankt Petersburger Büro des Mineralölkonzerns Lukoil. Er war laut Panama Papers zeitweise Anteilseigner einer Firma mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln. Polomartschuk war für eine Anfrage nicht zu erreichen.

Der Agent

Pawel Scharaj

Der Ex-KGB-Agent war laut Panama Papers zumindest zeitweise Mit- eigentümer einer Briefkastenfirma namens Earliglow Limited – ebenso wie Sergej Tschemesows Sohn Stanislaw. Diese war den Dokumenten zufolge indirekte Teilhaberin an einem Unternehmen, das 2010 von Rostec den Zuschlag für den Bau einer Glasfaserleitung zwischen China und Russland bekommen hat. Scharaj erklärte auf Anfrage, es gebe Earliglow nicht mehr und es seien keine Staatsgelder in das Projekt geflossen.

Der Rüstungsboss

Sergej Tschemesow

Der Manager war in den 80er-Jahren als KGB-Mann zusammen mit Wladimir Putin in der DDR stationiert. Heute leitet er den staatlichen Rüstungskonzern Rostec und sitzt u. a. in den Aufsichtsräten der Fluggesellschaft Aeroflot, des Mineralölkonzerns Rosneft und des Lastwagenherstellers Kamaz. Er gilt als enger Freund Putins. Rostec bestätigte auf Anfrage, dass Tschemesows Sohn Begünstigter einer Firma war. Den Namen nannte Rostec nicht.

Stanislaw Tschemesow

Sohn von Sergej Tschemesow

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