Panama Papers Die Geheimnisse des schmutzigen Geldes
Süddeutsche Zeitung Süddeutsche Zeitung Panama Papers

Spuren in die Staatsspitze

Präsidenten, Premierminister und Könige: Die Panama Papers enthüllen, wie Politiker in der Offshore-Welt Geschäfte verschleiern
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Mauricio Macri, Präsident Argentiniens

Verbindung zu den Panama Papers: Mauricio Macri taucht in den Daten als ehemaliger Direktor einer Firma auf.

Offshore-Hintergrund: Macri war laut einem Dokument gemeinsam mit seinem Vater Francisco und seinem Bruder Mariano Direktor der Firma Fleg Trading Ltd. auf den Bahamas. Diese wurde 1998 von Mossack Fonseca gegründet und 2009 wieder aufgelöst. In seinen Vermögenserklärungen 2007 und 2008 hat Macri sie nicht angegeben. Zu der Zeit war er Bürgermeister von Buenos Aires. Ein Sprecher Macris schrieb auf Anfrage des ICIJ und der SZ, dass Macri die Firma nicht gelistet habe, weil er nicht mit Kapital daran beteiligt gewesen sei, sondern nur gelegentlich als Direktor.

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Hosni Mubarak, ehemaliger Präsident Ägyptens

Verbindung zu den Panama Papers: Sein Sohn Alaa Mubarak taucht in den Daten als Besitzer einer Firma auf.

Offshore-Hintergrund: Alaa Mubarak war laut den Daten bis 2015 Besitzer der Offshore-Firma Pan World Investments Inc., die im Dezember 1993 auf den Britischen Jungferninseln gegründet worden war. Den Panama Papers zufolge hat Alaa Mubarak sie für sein Vermögen „aus seinen Businessaktivitäten im Finanzsektor“ genutzt. 2012 stufte die Kanzlei Mossack Fonseca Alaa Mubarak noch als „geringes Risiko“ ein, obwohl er und sein Vater Hosni Mubarak zu diesem Zeitpunkt schon etwa ein Jahr lang auf einer EU-Sanktionsliste standen. Die Bank Credit Suisse Genf fror laut den Dokumenten als Konsequenz der Sanktionen das Vermögen ein. 2014 schrieb eine Mitarbeiterin der Kanzlei Mossack Fonseca: „Wir haben sehr wenig Kontrolle“ über die Verwendung der Firma, „wenn wir überhaupt eine haben.“ Erst im April 2015 beendete Mossack Fonseca das Geschäft mit Pan World.

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Sigmundur Davíð Gunnlaugsson, Premierminister Islands

Verbindung zu den Panama Papers: Sigmundur Davíð Gunnlaugsson taucht als Ex-Anteilseigner einer Firma in den Daten auf.

Offshore-Hintergrund: Abgeordnete müssen nach Auskunft des isländischen Parlaments Firmen melden, bei denen sie mehr als 25 Prozent halten. Sigmundur Davíð Gunnlaugsson aber verschwieg offenbar seine Briefkastenfirma Wintris Inc., als er im April 2009 in das Parlament gewählt wurde. Dabei hielt er zu dem Zeitpunkt die Hälfte der Anteile der Firma. Die zweite Hälfte gehörte seiner heutigen Frau Anna Sigurlauf Pálsdóttir. Wenige Monate nach seinem Einzug ins Parlament verkaufte er ihr seine Hälfte - für den symbolischen Betrag von einem US-Dollar. Konfrontiert mit den Rechercheergebnissen der SZ sagte Gunnlaugsson, die Firma sei den Steuerbehörden bekannt gewesen, die Recherchen „kompletter Unsinn“. „Der Premierminister und seine Frau haben sich an das isländische Recht gehalten“, schrieb einer seiner Sprecher auf Anfrage. Gunnlaugson erklärte auf Anfrage, die Anteilsscheine seien zwar auf ihn und seine spätere Frau ausgestellt worden, weil sie schon damals ein gemeinsames Konto gehabt hätten. Es sei aber klar gewesen, dass die Firma seiner Frau gehöre.

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Iyad Allawi, ehemaliger Premierminister des Irak

Verbindung zu den Panama Papers: Allawi taucht als Anteilseigner und einziger Direktor von Firmen in den Daten auf. 

Der Offshore-Hintergrund: Den Panama Papers zufolge hielt Ayad Allawi 2013 eine Immobilie in London über die Firma Moonlight Estates Limited offshore. Die Firma wurde 2009 auf den Britischen Jungferninseln gegründet. Allawi taucht außerdem im Jahr 2000 als Anteilseigner einer weiteren Firma auf, die bis zur Auflösung 2013 eine Immobilie in Kingston upon Thames hielt. Deren geschätzter Wert lag bei einer Million Pfund. Ein Sprecher Allawis teilte auf Anfrage mit, dass der Besitz, den Allawi über Offshore-Firmen in Großbritannien gehalten habe, nach britischem Recht versteuert werde und man alle Steuern gezahlt habe.

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Wladimir Putin, Präsident Russlands

Verbindung zu den Panama Papers: Wladimir Putins enger Freund Sergej Roldugin ist in den Daten.

Offshore-Hintergrund: Der Cellist Sergej Roldugin hat laut den Panama Papers mithilfe mutmaßlicher Komplizen in wenigen Jahren rund zwei Milliarden US-Dollar durch ein komplexes Firmengeflecht geschleust. Er ist seit fast 40 Jahren ein sehr guter Freund des Präsidenten Wladimir Putin, Taufpate seiner ersten Tochter Maria und hat vor 16 Jahren einmal in einem Interview gesagt, Putin sei für ihn wie ein Bruder gewesen. Die Firmen, die laut Panama Papers für Sergej Roldguin eingerichtet wurden, häuften offenbar über rückdatierte Aktiendeals, verdächtige Honorare in Millionenhöhe und mutmaßlich nie zurückgezahlte Kredite viel Geld an. Das floss offenbar nicht nur an Wladimir Putins engsten Zirkel, es profitierte wohl auch Putins eigene Familie. Vieles spricht dafür, dass mit dem Geld das Ski-Resort Igora gekauft worden ist, in dem im Februar 2013 die pompöse Hochzeit von Putins zweiter Tochter Katerina stattgefunden haben soll.

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Salman bin Abd al-Asis, König Saudi-Arabiens

Verbindung zu den Panama Papers: König Salman steht als Anteilseigner in den Daten.

Offshore-Hintergrund: König Salman Abd-al-Asis taucht in einem Dokument aus dem Jahr 2008 als Anteilseigner der luxemburgischen Firma Shaf Corporation auf. Seine inzwischen verstorbene erste Frau, fünf Söhne und eine Tochter waren laut den Daten weitere Teilhaber. Der luxemburgischen Firma, deren formaler Zweck „Familienvermögensmanagement“ war, gehörten Anteile an vier weiteren Briefkastenfirmen. Ein Dokument aus dem Jahr 2005 nennt Salman Abd-al-Asis außerdem als „hauptsächlichen Nutzer“ der Yacht M/Y Erga. Sie fährt unter britischer Flagge und gehört der Firma Crassus Limited, die im April 2004 auf den britischen Jungferninseln gegründet wurde.

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Mian Mohammed Nawaz Sharif, Premierminister Pakistans

Verbindung zu den Panama Papers: Die Tochter des früheren und jetzigen Premierministers Mian Mohammed Nawaz Sharif ist in den Daten.

Offshore-Hintergrund: Sharifs Tochter Mariam Safdar war laut den Panama Papers die Besitzerin der Firma Nielsen Enterprises Limited und Nescoll Limited auf den Britischen Jungferninseln. Eine der beiden Firmen wurde 1993 gegründet, in dem Jahr, in dem die erste Amtszeit von Nawaz Sharif als Premierminister endete, die andere ein Jahr danach. Die Firmen besaßen jeweils ein Grundstück in Großbritannien, „belegt von dem Besitzer und seiner Familie“, so steht es in einer internen Mail von Mossack Fonseca. Beide Grundstücke befinden sich in London in der Park Lane, in der Nähe des Hyde Parks.

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Petro Poroschenko, Präsident der Ukraine

Verbindung zu den Panama Papers: Petro Poroschenko steht in den Daten als zeitweiliger alleiniger Anteilseigner einer Firma.

Offshore-Hintergrund: Im Wahlkampf versprach Petro Poroschenko, sich „ausschließlich um das Wohl des Landes“ zu kümmern und die meisten seiner Firmen zu verkaufen. Etwa drei Monate nach seinem Wahlsieg aber wurde ausweislich der Panama Papers eine Briefkastenfirma auf den Britischen Jungferninseln gegründet – mit Poroschenko als alleinigem Anteilseigner. Eine zyprische Anwaltskanzlei, die als Vermittler Poroschenkos auftrat, schrieb in einer internen Mail an Mossack Fonseca, der Präsident sei zwar ein Politiker, aber die Firma habe „nichts mit politischen Aktivitäten zu tun“. Auf SZ-Anfrage erklärte die Pressestelle Poroschenkos, dessen neu gegründete Briefkastenfirma sei „Teil des Prozesses“, um Poroschenkos Vermögen in einen Trust zu überführen. Der Präsident habe längst „alle Informationen bezüglich seines Vermögens, seiner Ausgaben und seines Einkommens“ offengelegt. Tatsächlich taucht der Name der Firma Prime Assets Partners Limited jedoch nicht in der entsprechenden Vermögenserklärung für das Jahr 2015 auf.

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Ali Abu al-Ragheb, ehemaliger Premierminister Jordaniens

Verbindung zu den Panama Papers: Ali Abu al-Ragheb war laut den Daten Direktor von mehreren Firmen. 

Offshore-Hintergrund: Im Juli 2003, nur wenige Monate bevor er als Premierminister zurücktrat, wurden Ali Abu al-Ragheb und seine Frau Yursa Direktoren der Firma Jaar Investment Ltd. auf den Britischen Jungferninseln. In einem nicht unterzeichneten Dokument steht, die Firma wolle ein Bankkonto bei der Arab Bank in Genf einrichten. 2008 wurde die Firma deaktiviert. Ali Abu al-Ragheb war zeitweise auch Direktor dreier Firmen auf den Seychellen. 

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Khalifa bin Zayid bin Sultan al-Nahyan, Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate

Verbindung zu den Panama Papers: Der Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate, Scheich Khalifa, war laut den Daten der Besitzer von mehreren Briefkastenfirmen. 

Offshore-Hintergrund: Scheich Khalifa besaß zumindest zeitweise über mehrere Briefkastenfirmen Immobilien offshore, die in teuren Wohngegenden Londons liegen. Zum Beispiel, so steht es in einem Dokument aus dem Jahr 2007, hielt seine Firma Devonshire House ein Hotel in der Victoria Road im Stadtteil Kensington in London.

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Ahmad Ali al-Mirghani, ehemaliger Präsident des Sudan

Verbindung zu den Panama Papers: Ahmad Ali al-Mirghani war laut den Daten Direktor und Anteilseigner einer Firma.

Offshore-Hintergrund: In den Panama Papers wird Ahmad Ali al-Mirghani als Direktor und Anteilseigner der Firma Orange Star Corporation Limited genannt. Als er 2008 starb, betrug der Wert seiner Aktien etwa 2,7 Millionen US-Dollar.

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Juan Carlos, ehemaliger König von Spanien

Verbindung zu den Panama Papers: Juan Carlos Schwester María del Pilar de Borbón ist als ehemalige Direktorin einer Firma in den Daten genannt.

Offshore-Hintergrund: María del Pilar de Borbón wurde im August 1974 Direktorin der panamaischen Firma Delantera Financiera S.A. Aus den Daten geht hervor, dass ihr Mann Luis Alfonso Gómez-Acebo zeitgleich mit ihr Direktor und Schatzmeister der Firma wurde. Zudem war ihr Sohn Alejandro Gómez-Acebo de Borbón von 2006 bis zur Auflösung der Firma im Jahr 2014 Direktor der Delantera Financiera.

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Lansana Conté, ehemaliger Präsident Guineas

Verbindung zu den Panama Papers: Mamadie Touré, die Ehefrau des 2008 verstorbenen Präsidenten Lansana Conté, war laut den Daten die Bevollmächtigte einer Firma.

Offshore-Hintergrund: Im November 2006 erhielt Mamadie Touré laut den Panama Papers die Vollmacht über eine Firma namens Matinda, gegründet auf den Britischen Jungferninseln. Über diese soll Mamadie Touré Bestechungsgelder erhalten haben, um sich im Gegenzug dafür einzusetzen, dass ein Bergbaukonzern 2008 die wertvollen Schürfrechte der Simandou-Berge im Süden Guineas erhalten hat. Mamadie Touré hat aber bereits vor den ermittelnden US-Behörden eingestanden, mehrere Millionen Dollar Bestechungsgelder erhalten zu haben, um ihren Mann zu beeinflussen.

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Hamad bin Khalifa bin Hamad al-Thani, ehemaliger Emir Katars

Verbindung zu den Panama Papers: Hamad bin Khalifa bin Hamad al-Thani war laut den Daten Anteilseigner von mehreren Firmen. Offshore-Hintergrund:

Aus den Panama Papers geht hervor, dass Hamad bin Khalifa bin Hamad al-Thani offenbar im September 2013 der mehrheitliche Anteilseigner der Offshore-Firmen Rienne S.A. und der Yalis S.A. war. Jeweils ein Viertel der Anteile der Firma Yalis gehörte Scheich Hamad bin Jassim al-Thani, dem ehemaligen Premierminister Katars.

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Bidsina Iwanischwili, ehemaliger Premierminister Georgiens

Verbindung zu den Panama Papers: Bidsina Iwanischwili war den Daten nach der Besitzer einer Firma.

Offshore-Hintergrund: Der Ex-Premierminister, der laut Forbes ein geschätztes Vermögen von 4,8 Milliarden US-Dollar besitzt, war den Panama Papers zufolge der Besitzer der Firma Lynden Management Ltd. Die Firma wurde 2006 auf den Britischen Jungferninseln gegründet. In einer Mail vom März 2015 wird Iwanischwili immer noch als Besitzer der Firma genannt. Premierminister Georgiens war er 2012 und 2013.

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