Großbritannien
Vor dem Anti-Korruptions-Gipfel in London am Donnerstag haben 300 international renommierte Wirtschaftswissenschaftler die Abschaffung von Steueroasen gefordert. Deren Vergünstigungen dienten nur den Reichen und vergrößerten Einkommensunterschiede, erklärten sie in einem von der Hilfsorganisation Oxfam veröffentlichten Brief.
Zu den Unterzeichnern gehören der französische Wirtschaftswissenschaftler Thomas Piketty und Jeffrey Sachs vom Earth Institute der amerikanischen Columbia-Universität. Sie beziehen sich ausdrücklich auf die Enthüllungen der Panama Papers, um ihren Punkt zu unterstreichen, dass es keine ökonomische Rechtfertigungen für Steueroasen und deren Geheimnisse gebe. An dem Gipfel nehmen Politiker aus 40 Staaten sowie Vertreter von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) teil.
Die britische Finanzdienstleistungsaufsicht (FCA) hat ihre Untersuchungen ausgeweitet und mittlerweile 64 Geldhäuser und andere Firmen eine Anfrage übersandt. Sie sollen prüfen, ob sie Verbindungen zur Kanzlei Mossack Fonseca haben.
Als erster britischer Premierminister der Geschichte hat David Cameron eine Woche nach Veröffentlichung der Panama Papers die Eckdaten seiner Steuerunterlagen der vergangenen fünf Jahre öffentlich gemacht. Damit hofft der unter Druck geratene Regierungschef, die Diskussionen um seine Einkünfte aus einem Offshore-Fonds zu beenden. Am Montagnachmittag kündigte er im Parlament einen Informationsaustausch mit den britischen Steueroasen in der Karibik an. Außerdem versprach er am Montag ein strafrechtliches Vorgehen gegen Firmen, die bei Steuerhinterziehung helfen.
Cameron hatte erst vier Tage nach der Veröffentlichung der Panama Papers eingeräumt, in einen Offshore-Fonds seines 2010 verstorbenen Vaters Ian Cameron investiert zu haben. Die Anteile seien im Januar 2010 - und damit vor seinem Amtsantritt - verkauft worden. Er habe alle vorgeschriebenen Steuern bezahlt. Zudem wies Cameron den Verdacht zurück, die Firma sei als Werkzeug zur Steuervermeidung geschaffen worden.
Der Vorsitzende der oppositionellen Labour-Partei, Jeremy Corbyn, forderte bereits zu Beginn der Woche eine Untersuchung der Steuerangelegenheiten von Camerons Familie.
Auch Finanzminister George Osborne hat am Montag eine Zusammenfassung seines jüngsten Steuerbescheids ins Internet gestellt. Nicola Sturgeon, die Chefin der schottischen Regierung und Vorsitzende der Scottish National Party, scannte sogar ihre vollständige Steuererklärung und stellte sie auf der Seite ihrer Partei online. Auch der Vorsitzende der Labour-Partei, Jeremy Corbyn legte seine vollständige Steuererklärung offen.